Das Dorf

Blick auf Denzlingen
Blick auf Denzlingen

Wo:

Es sind mehrere Baugebiete in Denzlingen im Gespräch, deren Vergabe noch nicht endgültig geklärt ist.

 

Was:

Gemeinschaftliches Wohnen mit "Dorfcharakter" für junge und alte Menschen, unabhängig von Geschlecht, Herkunft,  sozialem Status und körperlichen Einschränkungen. Wir wollen Gemeinschaft im Alltag leben durch Nachbarschaftshilfe, gegenseitige Unterstützung bei kleinen und größeren Notfällen, gemeinsame Nutzung von Räumen, Geräten, Autos etc. sowie in gemeinsamen Veranstaltungen.

Entsprechend soll es Gemeinschaftsräume geben und einen zentralen "Dorfplatz" als Treffpunkt für Junge und Alt.

 

Wann:

Es braucht Geduld: Sobald das Baugebiet erschlossen und die Bauplätze vergeben sind, können wir Genaueres sagen. 

 

Wer:

 

siehe: der Verein ..

 

Warum wir in einem Dorf leben wollen:

 

Das Dorf befindet sich in einer Kleinstadt mit 16000 Einwohnern. Es ist eine Wohnanlage mit Raum für ca. 70-100 Menschen. Diese Personen haben sich entschieden, eine verbindliche soziale Gemeinschaft zu bilden. Eine Gemeinschaft, die es ermöglicht, durch das gelebte Miteinander eine Unterstützung zu erfahren, die das Leben deutlich erleichtert und ein Gefühl von Sicherheit bietet.

Frau G. erlebt diese Geborgenheit und das unterstützende Geben und Nehmen im Dorf. Vor 4 Jahren erlitt sie einen Schlaganfall. Nach Krankenhaus und Reha, kehrte sie in ihre Wohnung in einer Nachbargemeinde zurück und bewältigte unter Schwierigkeiten ihren Alltag. Mit ihren 78 Jahren erschreckte sie der Gedanke in ein Pflegeheim ziehen zu müssen, sehr. Die Krankheit verursachte eine Beeinträchtigung ihrer linken Körperseite. Der linke Arm war nur sehr langsam und unsicher zu gebrauchen. Das linke Bein zog sie nach und war nur mittels Rollator in der Lage, außerhalb der Wohnung unterwegs zu sein.

Vor allem Besorgungen, wie etwa Einkaufen, oder Arztbesuche fielen ihr alleine schwer. Auch beispielsweise das Putzen, Wäschewaschen und Aufhängen der Wäsche, bereitete ihr Schwierigkeiten. Schließlich brachte ihre Nichte sie auf den Gedanken, sich das Dorf anzusehen und nach ein paar Besuchen dort zog sie dort hin. Frau G. lebt nun etwa seit einem Jahr dort und erfährt die Unterstützung, die ihr fehlte. Diese Hilfen ermöglichten ihr, nicht in eine Pflegeeinrichtung ziehen zu müssen. Notwendige pflegerische Hilfen werden durch professionelle Pflegedienste bei Bedarf erbracht.

Sebastian F. beispielsweise kaufte 2-3x in der Woche das Benötigte für sie ein. Sebastian befand sich in der Ausbildung zum Schreiner und war froh, als er im Dorf eine bezahlbare Einzimmerwohnung fand. Aus einer Familie ohne Geschwister stammend, war das Zusammenleben in einer Gemeinschaftsstruktur dieser Größenordnung eine Herausforderung für ihn. Seit 1 ½ Jahren wohnt er nun in seinem Appartement, und da er momentan eine Ausbildungsvergütung erhält, ist er froh, bezahlbar und schön wohnen zu können.

Das Dorf ist genossenschaftlich strukturiert und alle Einwohner zeichnen bei Einzug Genossenschaftsanteile. Diese dienen der Finanzierung. Hier hat Sebastian Unterstützung seiner Eltern erfahren und bei Auszug erhalten seine Eltern nach einer Sperrfrist das einbezahlte Geld zurück.

Zurück zu Frau G., auch sie kann sich für andere einbringen. Da sie einige Jahre mit ihrem verstorbenen Mann in Syrien lebte, ihr Mann war dort als Ingenieur tätig, spricht sie dank ihrer Sprachbegabung arabisch.

Die beiden Familien mit Migrationshintergrund aus dem Irak, mit zusammen 5 Kindern, lernen regelmäßig mit Hilfe von Frau G. die deutsche Sprache. Dadurch fällt es diesen Familien leichter, als Teil der Dorfgemeinschaft aktiv zu sein und sich in Deutschland zurechtzufinden. Es sind noch viele Beispiele, etwa im Bereich Kinderbetreuung, Gemeinschaftsaktionen, Gartenprojekt, eine Zeitbank und manches mehr nennbar. Diese aufgezeigten Lebensgeschichten zeigen das soziale Potential und die vielfältigen Möglichkeiten einer bewusst geförderten Dorfgemeinschaft auf. Die Problematiken des menschlichen Miteinanders werden nicht außer Acht gelassen und etwa durch Mediatoren begleitet. Auch ein Dorfrat hilft, Probleme zu bearbeiten, aber auch Projekte zu begleiten und Vorgänge im Dorf zu thematisieren und bei Bedarf notwendige Reformen zeitnah einzuleiten. Ebenso koordiniert eine Person, die Aktivitäten wie Kontaktkoordination, Gemeinschafts- und Privatfeste, die Nutzung der Veranstaltungsräume auch durch Stadtbewohner oder auch die Verwaltung der Zeit-Bank und die Stundeneinsätze der Dörfler. Diese Beispiele stellen einen Auszug der Möglichkeiten des Dorf-Sozialkonzeptes dar, das Gesamtkonzept steht auf einem anderen Blatt.

 

Michael Horzig 7/2016